einführung

Jacoby/Gindler-Arbeit • Sensory Awareness

Es gibt kein Denken, kein noch so objektives Denken, das nicht auch wesentlich gefärbt ist durch den Zustand und das Verhalten des Menschen, in dem es sich vollzieht. Heinrich Jacoby

Die Arbeit von Jacoby, Gindler und Selver ist ein psychophysisches Verfahren zur Selbstbefähigung – als Voraussetzung pädagogischen und therapeutischen Handelns. Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es konsequent den Körper mit einbezieht als jenes Instrument, auf dem die Partitur des Lebens gespielt wird, d. h., in dem sich alle Prozesse manifestieren, seien es körperliche oder kognitive, auch jene des Lehrens und Lernens. Zentraler Inhalt ist eine Arbeit an der (Selbst-) Wahrnehmung an der Schnittstelle von Körper und Denken. Eine Veränderung von unbegabten oder unzweckmässigen Verhaltensweisen kann nach Jacoby nur erfolgen durch eine bewusste Beeinflussung des Verhaltens, im Sinne einer “diametralen Wendung vom Interesse am Objekt hin zum Interesse an den eigenen Zustandsänderungen”. Wichtiger Bestandteil ist der Abbau von Spannungszuständen und innerer Unruhe.

Das Verfahren beeinflusst das psychophysische Gleichgewicht positiv.

Die konkrete Praxis ist keine eigentliche Methode im Sinne einer angewandten Technik mit standardisierten Übungen, die eine festgelegte Wirkung erzielen sollen. Sie ist Methode im Sinne einer Verfahrensweise, eines methodischen Vorgehens zur individuellen Selbsterforschung. Durch die nichtdirektive Vorgehensweise kann der Einsichts- und Veränderungsprozess nach den eigenen Erfahrungswerten gesteuert und vertieft werden. Nachhaltige Veränderung geschieht nicht von aussen nach innen (durch Nachmachen von festgelegten Übungen oder Weltanschauungen), sondern von innen nach aussen (aus der inneren Stille des Selbst – durch Selbstregulation). Insofern steht nicht das Formale im Zentrum – eine zu absolvierende Übungsmethode –, sondern der Focus liegt in der bewussten Wahrnehmung dessen, was ich erlebe. Es geht nicht um das, was ich tue, sondern wie ich es tue, wo und in welcher Situation immer. In der Reflexion und Einsicht darüber erschliesst sich mir das Prinzipielle der einzelnen Erfahrung.

Im Laufe der praktischen Auseinandersetzung mit der Arbeit nach Jacoby, Gindler und Selver können ungeschickte oder unbegabte Verhaltensweisen gewandelt werden, der achtsame, sorgfältige Umgang mit sich selber wie mit den Menschen und Dingen, die uns umgeben, wird gefördert. Ziel ist Selbstbefähigung zu motiviertem, authentischem und produktivem Verhalten, in Bezug auf die eigene Leistungsfähigkeit wie auch in Bezug auf die Befähigung anderer Menschen, insbesondere auch Kinder. Fast nebenbei entsteht in der Folge das Erleben von Sinn und innerer Zufriedenheit.

Eine ausführliche Liste von Primär- und Sekundärliteratur finden Sie unter Literatur.