Heinrich Jacoby
Nachentfaltung – Voraussetzung pädagogischen und therapeutischen Handelns
Es gibt kein Denken, kein noch so objektives Denken, das nicht auch wesentlich gefärbt ist durch den Zustand und das Verhalten des Menschen, in dem es sich vollzieht. Heinrich Jacoby
Heinrich Jacoby: Vom Musiker und Musikpädagogen zum Allgemeinpädagogen.
Seine These: Begabtes Verhalten ist nicht eine Frage der Anlagen, jeder Mensch kann sich ein begabtes Verhalten erarbeiten.
Auf Grund seiner Erfahrungen in der Arbeit mit Musikern und Schauspielern entwickelt er einen Ansatz zur Verbesserung der Äusserungs- und Leistungsfähigkeit. Sein Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass er konsequent den Körper mit einbezieht als jenes Instrument, in dem sich alle Prozesse des Verhaltens manifestieren. In Form einer Standortbestimmung in der “Laborsituation” findet eine “Umdisziplinierung zu zweckmässigem Verhalten” oder schöner formuliert eine “Nachentfaltung” statt. Ziel ist eine grundlegende, individuell optimale Leistungsbereitschaft. Jacoby nennt sie auch Improvisationsbereitschaft. Sie wird im optimalen Fall selbstregulativ durch den Organismus gesteuert.
Einen wesentlichen Impuls zur Weiterentwicklung seines Ansatzes erhält Jacoby von der Körperpädagogin Elsa Gindler.
Jacoby gibt ab den 1920er Jahren Kurse in Berlin. Seine Schüler sind vor allem aus dem pädagogischen, psychologischen und künstlerischen Umfeld. Sein Ansatz stösst auf breites Interesse in der Psychologie (u.a. bei Heinrich Meng, einem der Begründer der Psychosomatik) und in der Pädagogik (u.a. bei Franz Hilker, Elisabeth Rotten (New Education Fellowship), Heinrich Hanselmann (Leiter des Heilpädagogischen Seminars in Zürich), ebenso beim Bauhaus (u.a. bei Moholy-Nagy und Kandinsky).